Mehr Schaden als Nutzen
Sie erinnern sich sicher an
die Fernseh - Werbekampagne vom Vorjahr, als die Telekom an die Börse ging.
Manfred Krug hatte mit seiner unverwechselbaren Art in den Werbeepisoden
sicherlich dazu beigetragen, daß die Telekom dann einen furiosen Börsenstart
hatte und aufgrund der vielen Kaufinteressenten anfangs schnell im Aktienkurs
zulegte. Ein derartiger Start an der Börse ist für die Besitzer des
Unternehmens sehr vorteilhaft, da ihre Anteile dann auch hoch bewertet werden.
Klar, daß der verantwortliche Manager eines solchen Unternehmens alles tun
wird, um eine hohe Bewertung bei den möglichen Käufern der Unternehmensanteile
zu erreichen.
Wie lange würde dann wohl
ein Manager seinen Chefsessel behalten, wenn er vor dem Börsengang Maßnahmen
einsetzt, die die Bewertung deutlich verschlechtern?
Die Berliner Finanzsenatorin
Fugmann-Hesing hat mit ihrer Partei jetzt gegen den Widerstand der CDU eine
Gewerbesteuererhöhung von 30 Punkten durchgesetzt. Die SPD erwartet dadurch
etwa 90 Millionen DM höhere Steuereinnahmen. Das würde allerdings nur erreicht,
wenn das geschäftliche Engagement der Berliner Unternehmen dadurch nicht
gebremst wird. - Die Steuererhöhung bewirkt aber eine Erhöhung der
Unternehmenskosten. Dem einen oder anderen Berliner Unternehmer, der vielleicht
ohnehin schon über einen Umzug ins Umland oder nach Anderswo nachgedacht hat,
wird das den noch fehlenden letzten Anstoß geben.
Die Finanzsenatorin will
durch Verkäufe von Betrieben und Immobilien des Landes in nächster Zukunft
einen Betrag von bis zu 8500 Millionen DM in die Landeskasse einnehmen. Dies
ist fast das 100fache, wie die oben genannten erwarteten höheren
Steuereinnahmen. Wie abschreckend wird aber die höhere Gewerbesteuer auf die
gewünschten Investoren wirken? Wenn sich weniger Investoren bei den geplanten
Verkäufen bewerben, dann wird schließlich daß Landesvermögen bei den Verkäufen
niedriger bewertet werden. Wahrscheinlich wird allein dieser Schaden für die
Landeskasse in einer Höhe liegen, die mehrfach höher als die geplante jährliche
Mehreinnahme der Gewerbesteuern sein wird. Hinzu kommen dann noch die
unabschätzbar hohen Minderungen bei den unternehmerischen Aktivitäten in
Berlin, einschließlich den hiermit verbundenen Verlusten an gewerblichen
Arbeitsplätzen.
Frau Fugmann-Hesing ist
nicht von einer Aktionärsversammlung, sondern sie ist aufgrund des Wählervotums
in ihren Chefsessel berufen worden. Sie kann diesen Job auch wieder verlieren,
wenn ihre Handlungen dem Land Berlin mehr schaden als nutzen!
Dr. Karl Schmitt, 12.12.98